Deine Berufung leben: Fluch oder Segen?
Es ist Mitternacht. Du bist immer noch auf. Alle schlafen. Aber du kannst nicht aufhören. Es gibt noch so viel, was du zu sagen hast. Du sprudelst über. Hier noch ein Angebot vorzubereiten, dort noch eine Landingpage zu gestalten. Eine neue Strategie muss entworfen, deine Quartalsplanung durchgezogen werden. Obwohl du schon so viele Stunden wach bist, stehst du unter Hochspannung.
Du fliegst, es ist keine Arbeit, es ist pure Freude. Du hast das gefunden, was dich bewegt, was dich antreibt. Und du trennst nicht mehr zwischen Job und Freizeit. Montag ist der schönste Tag für dich, weil du dich freust deine Ideen in die Welt bringen zu können. Und doch fühlst du, dass du einsam bist in dieser Euphorie. Dieser Euphorie, die dich in ungeahnte Höhen träumt. Dieser Euphorie, die dich am Ende ermattet zurück läßt. Wieder ein Tag, der nur wenige für Stunden Nachtruhe hatte. Wieder ein Tag, der dich mehr von anderen entfernt. Und doch bist du genau dann mehr du selbst als je zuvor.
Deine Berufung zu finden, hat dein Leben um 180° gedreht. Es ist eine echte Herausforderung. Denn eigentlich dachtest du, dass es das Ziel ist, zu wissen, was du erreichen willst. Für deine Berufung durchzustarten. Dich zu fokussieren und zu Erwachen.
Aber das Erwachen ändert alles. Wenn du dich durch Hindernisse gekämpft, deine Glaubenssätze überwunden, dich zum Erfolg bekannt hast, war der Weg zum Erfolg geebnet. Eine nie gekannte Freiheit.
„Who you you are comes to live.“
You go for it
Nach dem Studium etlicher Biografien, Ratgeber und unzähligen Coaching Stunden hast du deine Berufung gefunden. Diese Freude, diese Befreiung, wenn du endlich merkst, wofür du brennst. Und das war ein hartes Stück Arbeit. Und dann dieser Moment, wenn du erkennst, was dein Weg ist. Unbezahlbar. Wie bei einem Erwachen. Noch ganz erstaunt und auch etwas verunsichert begrüßt du dieses Neue etwas.
„Schön dich zu sehen. Wo warst du so lange? Ich freue mich so sehr dich zu sehen.“ Ganz scheu begrüßt du dieses neue Ich. Und du weißt sehr genau, dass du ein Wunder vollbracht hast. Gegen alle Widerstände. Gegen deine inneren Schweinehunde hast du dir den Weg zum Licht der Welt erkämpft.
Befreiung. Jetzt ist der Weg für dich frei. Du hast es geschafft. Du hast dich fokussiert. Deinen Weg erkannt. Deine Ziele definiert.
Warum gibt es immer ein „aber“?
Die Freude, die du spürst, ist unermesslich. Es gibt unzählige Ratgeber dafür. Und mit unzähligen Studien, hilfreicher Literatur, Coaching-Sitzungen und zahlreichen Me-Sessions hast du alles getan was notwendig war: Du hast deine Berufung gefunden. Und es macht dich glücklich. Du kannst gar nicht aufhören mit dem Planen, dem Schreiben, dem Gestalten und dem Produkte ersinnen. Und nein, es ist keine Arbeit. Es will einfach nur raus aus dir.
Aber dennoch, es ist fast 23:00 Uhr. Du solltest aufhören, du solltest dir Ruhe gönnen. Aber du kannst nicht aufhören. Und wieso auch? Du hast doch Freude daran. Du fühlst dich lebendig und gut und gehört.
Endlich gehört. Unverstellt. Ganz echt. Ganz laut. Ganz unzensiert.
Du willst etwas in die Welt bringen und bist froh, das dieses ES endlich den Weg an das Tageslicht geschafft hat.
Aber du musst verdammt noch mal trotzdem schlafen. Und du musst auch mal nichts tun. Und du musst auch mal die Nägel lackieren, einkaufen, Mutti besuchen.
Okay und jetzt das ABER. Du bist groß, sei also nicht überrascht. Du weißt, dass es immer ein verdammtes ABER gibt.
Du hast einen Marathon vor dir und keinen Sprint.
Es geht nicht darum zu Erwachen. Sondern es geht darum, dieses Neue, was du erkannt, gerufen und geboren hast, in die Welt zu bringen und diesem Wesen einen geborgenen Platz, schön warm und gemütlich zu bieten.
Hallo Berufung, hallo Leben
Ja, du hast das gefunden, was in die Welt wollte. Du bist im Flow, Stunden zählen für dich nicht. Es treibt dich voran. Die Lust das, was du zu teilen hast, in die Welt zu bringen hast. Ja aber nicht nur um die Ecke nach Wanne-Eickel. Deine Träume sind doch größer. Du musst also die Extra Meile gehen.
Aber du fällst jeden Abend ausgesaugt und ermattet ins Bett. Du gehst schlafen weil du musst, aber eigentlich bist du so voll davon , dass deine Message den Weg in die Welt findet. Und wow, du weißt, dass du es drauf hast. Mit dieser Haltung, mit diesem Siegeswillen kann dich nichts aufhalten.
Und du willst dich nicht aufhalten lassen. Wofür auch? Du kannst gerade alles erreichen. Du bist grenzenlos. Und doch. Die Stimmen aus deiner Umgebung werden lauter. „Schon dich .“Tank mal auf.“, „Mach ne Pause.“ Aber du willst nicht pausieren. Du weißt, dass der Tag schon zu lange andauert.
Du bist wie eine Kerze, die von beiden Seiten brennt. Haltlos. Ungebremst.
So oft habe ich von genau diesem Dilemma gehört. Und wenn du in diesem Setting bist, bist du dem Zusammenbruch verdammt nah.
Let’s face it: Du hast keine Zauberkräfte
Und jetzt kommt die bittere Wahrheit: Auch ein Berufener will gepflegt werden. Gepflegt werden von dir selbst. Denn sonst tut es niemand. Ja, auch du brauchst Pausen, Ruhezeiten, Massage, Lachen, einfach Zeiten, in denen nichts passiert.
Erst wenn du wirklich erkannt hast – und zwar nicht nur intellektuell – sondern im tiefsten Innersten davon überzeugt bist, dass du das einzige und das größte Kapital bist, was du hast, wirst du sehen, dass du auf diesem möderischen Weg nur verlieren kannst.
Denn du bist nicht Bukowski, bist nicht Hemingway. Und zwar nicht, weil du weniger genial bist, sondern weil dein Job ein größerer ist. Was? Dreht die Münster jetzt komplett durch? Ja, das waren großartige Schriftsteller, Künstler und Genies.
ABER
sie haben sich nur auf ihr fuckin Werk konzentriert, fokussiert. Welt ade, Familie, wer bist du? Keine Zwänge, keine Normalität. Die Jungs waren verdammt Egomanen.
Doch du musst verdammt noch mal, neben deiner fantastischen Berufung den Müll rausbringen, Torten für den Kindergottesdienst backen, die Geburtstage der Familienmitglieder vorbereiten, Streitigkeiten schlichten, Rotnasen abwischen, Geschichten vorlesen, die Steuererklärung vorbereiten.
Und du liebst dieses Drumherum. Du willst auch gar nicht wie Charlie boy einsam und verbittert in einer Bar in Manhattan enden. Und deshalb musst du auch anders als Mr B. leben.
Deshalb kannst du eben nicht deiner Inspiration und Kreativität wie dem Rattenfänger von Hameln hinterherlaufen. Du musst innehalten, worklife-balance, und trallala. Ausgelutscht zwar. Für dich jedoch essenziell. Denn du hast die Berufung, deine Berufung zu leben UND deine Lieben und vor allem dich selbst zu lieben.
Und guess what Baby? DAS ist ein Marathon.
Also, pass auf dich auf. Geh schlafen oder noch besser, gib das Tortenbacken ab. Und sorge so ODER SO dafür, dass es dir gut geht.
In dieser Woche gebe ich dir eine sehr, sehr schwere Aufgabe. Die wirst du nicht in einer Woche erledigen. Trag sie dir ein, in dein Visionboard, in dein iPhone, lass dir ein Tatoo stechen:
„Du bist der wichtigste Mensch deiner Company.“
Wir schaffen es nicht heute und nicht morgen, aber die Woche hat noch ein paar Tage mehr. Und ich weiß, dass du es schaffen kannst. Ich stehe hier und gehe mit dir und zwar morgen und nächste Woche und wie lange auch immer der Weg dauert.
Deine Claudia