Anerkennung ist ein zutiefst menschliches Grundbedürfnis, nach dem wir alle dürsten. Diesem Bedürfnis kann sich niemand entziehen, da es biochemisch in uns angelegt ist. Wenn wir Anerkennung bekommen, schüttet unser Körper das sogenannte Glückshormon Dopamin aus. Und wir wollen immer wieder und immer mehr Anerkennung, um in den Zustand dieses Glücksgefühl zu kommen. Wie ich selbst in die Anerkennung komme, schreibe ich gerne nach dem Aufruf zur Blogparade von www.nicole-bailer.de zu diesem Thema.
Bei Anerkennung denken wir zunächst an die soziale Anerkennung von außen. Wir wünschen uns so sehr Lob zu bekommen für das, was wir sind und tun. ABER, diese Sehnsucht nach sozialer Anerkennung macht uns, in einer von uns nur bedingt zu beeinflußenden Weise, abhängig von anderen Menschen. Was aber, wenn das Lob und damit die Anerkennung von außen einmal nicht in einem für dich ausreichenden Maß kommt? Und was, wenn etwas, dass dir wichtig ist und auf das du stolz bist, von anderen Mensch nicht als positiv empfunden wird und du gar keine Anerkennung, sondern im Gegenteil Kritik bekommst?
Gewinne Distanz zur sozialen Anerkennung. Du musst lernen dir selbst Anerkennung zu geben.
Natürlich freue auch ich mich über Anerkennung von außen. Es ist wunderbar, für etwas, dass du geleistet hast oder bist, Anerkennung zu bekommen. Aber es wird nie genug Anerkennung von außen geben, weil wir immer mehr und immer wieder in diesen befriedigenden Zustand gelangen wollen. Wie bei einem Süchtigen ist unser Bedürfnis nach unserer Ration Dopamin unstillbar. Und das ist nicht lediglich eine Metapher; auch bei Drogenkonsum werden Dopaminzellen aktiviert.
Ich kann mich auch nicht freimachen von der Sehnsucht nach der befriedigenden Anerkennung von außen. Aber ich will nicht gänzlich davon abhängig sein. Außerdem will ich nicht meiner Umwelt die“Last“ für mein Glücksgefühl, dass ich im Zustand der Anerkennung empfinde, auferlegen.
In mir ist der tiefe Wunsch erfolgreich glücklich zu sein. Und deshalb sorge ich fast schon projektartig dafür, dass ich auch aus mir selbst heraus in die Anerkennung komme.
Und wie mache ich das?
Da bei mir sowohl Kopf als auch Seele sehr ausgeprägt sind, arbeite ich auf zwei Ebenen daran selbst in die Anerkennung zu kommen.
- Ich emanzipiere mich von dem Wunsch der Anerkennung von außen.
Das mache ich, indem ich ganz gezielt an meiner subjektiven Haltung arbeite. Wenn mir ein Projekt, eine Leistung oder auch ein Plan wichtig ist, versuche ich zu erkennen und zu akzeptieren, dass dieses Thema zunächst einmal ausschließlich MIR wichtig ist. Es kann sein, dass es niemanden anderen interessiert oder auch, dass meine Umwelt das Projekt vollkommen anders bewertet. Das, was ich als eine großartige Leistung empfinde, kann von meinen Mitmenschen negativ empfunden werden. Oder sie haben einfach nicht die Zeit, um mir Anerkennung in dem Maß zu geben, wie ich es mir wünsche.
Natürlich macht sich in solchen Situationen – die selten vorkommen – in mir zunächst Enttäuschung breit. Mich dürstet es nach Anerkennung und doch bekomme ich sie möglicherweise nicht von außen oder nicht in dem Maß, in dem ich in kindlich naiver Weise glaube, dass sie mir zusteht. Dann kommen Gedanken in mir hoch, dass ich diese Anerkennung doch wohl verdient habe, weil ich selber zuvor Anerkennung gegeben haben. Hört sich an wie ein Deal, oder? Ich habe dir gegeben, also gib jetzt die mir zustehende Anerkennung ebenfalls zurück. Ich habe dich immer unterstützt..ich, ich, ich. Aber wenn ich erst in diese Geisteshaltung gekommen bin, habe ich mich von der Erlangung sozialer Anerkennung ganz weit entfernt. Denn unsere Umwelt spürt unseren Wunsch oder fast schon unsere Forderung nach Anerkennung und wird sich mit schöner Regelmäßigkeit dagegen wehren auf Knopfdruck abzuliefern.
Das ist der Punkt, an dem ich versuche, aus mir herauszutreten. Ich versuche die Sichtweise einer dritten, neutralen Person anzunehmen. Ich frage mich zunächst, ob es wirklich so ist, dass ich die Ideen meiner Umwelt, egal ob die des Partners, der Freundin oder des Kollegen immer unterstützt habe. Gab es nicht auch viele Projekte von Mitmenschen, die ich nicht unterstützt habe, einfach weil ich sie nicht gut fand, sie mich nicht interessiert haben oder ich mit anderen Themen viel zu sehr beschäftigt war, um Anerkennung zu geben? Leider muss ich diese Frage für mich dann häufig bejahen. Ich erkenne, dass diese Gutmensch-Haltung, die ich eingenommen habe, einfach nicht der Realität entspricht.
Wenn ich es geschafft habe, das zu erkennen, wird es viel leichter für mich zu akzeptieren, wenn meine Umwelt mir mal nicht die gewünschte Anerkennung gibt. Ich kann akzeptieren, dass das nicht unbedingt mit der Qualität meiner Leistung zu tun hat, sondern viele Ursachen haben kann. Ich erkenne, dass meine Umwelt meine Idee auch nicht gut finden und anerkennen MUSS. Es ist nicht ihr Job.
Auf diese Weise habe ich eine Distanz gewonnen zu dem Wunsch nach der Anerkennung von außen. Es ist meine Aufgabe meine Leistung zu würdigen. Deshalb stelle ich mir die Frage, ob ich das, was ich geschafft habe, für gut halte, ob ich stolz darauf bin. Und wenn ich das bejahen kann, bin ich bereits auf einer Ebene der Anerkennung. Ich kann meine Leistungen sehen, kann die Freude darüber und den Stolz spüren. Und zwar auch, wenn ich keine soziale Anerkennung dafür bekomme.
- Ich nutze die menschliche Biochemie.
Wenn ich es geschafft habe in einen Zustand der Anerkennung, nutze ich zusätzlich („better safe than sorry“, wie eine sehr kluge und mir wichtige Frau zu sagen pflegt) die Kraft der Biochemie, um weiter in die Anerkennung zu kommen und diesen Zustand auch zu halten. Zunächst ist da das Dopamin, dessen Produktion ich ankurbele, in dem ich selbst meine Leistungen würdige und anerkenne und lobe. Ich habe mit dieser eigenen Anerkennung das Belohnungssystem meines Gehirns angezapft und gebe mir exakt die Dosen Dopamin, die ich benötige. Und das hat noch einen sehr angenehmen und produktiven Nebeneffekt: Studien haben ergeben, dass nichts die Motivation so antreibt wie Anerkennung. Durch die eigene Anerkennung bekomme ich also nicht nur mein Dopamin, sondern ich werde hoch motiviert und kann mein Projekt, mein Geschäft oder was auch immer mir wichtig, vorantreiben.
Außerdem gibt es noch ein weiteres Helferlein in unserem wunderbaren Körper. Das Hormon Oxytocin. Oxytocin ist ein Hormon, das auch Kuschelhormon genannt wird. Schon ein Händeschütteln sorgt dafür, dass Oxytocin von unserem Körper ausgeschüttet wird. Bei innigen, menschlichen Kontakten wie Sex, Stillen oder auch einer Umarmung, sorgt Oxytocin dafür, dass ein tiefes Verbundenheitsgefühl entsteht. Ein ausreichender Oxytocin-Spiegel führt außerdem zur Reduktion von Stress, reduziert Aggressionen und fördert Empathie. Und das Wunderbarste an Oxytocin ist, dass es auch ausgeschüttet wird, wenn wir andere Menschen unterstützen oder ihnen helfen.
Wir können dieses komplexe biochemische System, das in unserem Körper angelegt ist, also nutzen, um den Zustand der Anerkennung, in den wir selbst gelangt sind, zu unterstützen und zu halten. Darum versuche ich, auch wenn ich gerade intensiv mit etwas beschäftigt bin, was mir sehr wichtig ist, meine Mitmenschen zu sehen und ihnen Unterstützung zu geben, wenn es gewünscht wird. Ich suche nach menschlicher Nähe und gebe Zuneigung. Mein Körper und meine Seele danken es mir und ich empfinde Ruhe, Zufriedenheit und Glück.
Und so komme ich, in dem ich den Wunsch nach Anerkennung, als MEIN EIGENES PROJEKT begreife und gezielt daran arbeite, in die eigene Anerkennung.
Wenn du es geschafft hast, dich unabhängiger von der sozialen Anerkennung zu machen und dir selber die Anerkennung gibst, die du brauchst, wird deine Umwelt das spüren. Und durch diese positive und zufriedene Ausstrahlung wird wie durch ein Wunder auch die Anerkennung von außen zu dir kommen.
Deine
Claudia